Mauers Börsenblick: Eingetrübte Aussichten

eingestellt von Gerald am 5. September 2022 um 12:11 Uhr | Kategorie: Finanztipps

Europa sollte eigentlich krisenerprobt sein. In den letzten Jahren folgte eine Krise auf die nächste. Von der Finanz- über die Eurokrise und den Brexit bis zur Corona-Pandemie. Jetzt kommen noch hohe Inflation und steigende Zinsen dazu. Das alles sicher zur Unzeit, da die Staaten zuletzt enorme Mittel aufwenden mussten um die vorherigen Krisen abzufedern.

Lange Zeit haben die Notenbanken die niedrige Inflation angemahnt und mit verschiedenen Maßnahmen bekämpft. Wertpapierankaufprogramme, Zinssenkungen und weitere Maßnahmen sorgten für eine Geldschwemme. Die Inflation hat sich dadurch jedoch kaum erhöht. Durch den Angriffskrieg Russlands hat sich die Situation drastisch verändert. Rohstoffabhängigkeiten führen jetzt zu enormen Preisanstiegen speziell in Europa. Der Weg, sich von einem Land abhängig zu machen, zeigt jetzt die negativen Auswirkungen. Steigende Preise von knappen Gütern lassen die Inflation aktuell kräftig steigen.

Jeder Einzelne spürt dies mittlerweile in allen Lebenssituationen. Es ist eine gewisse Kaufzurückhaltung zu spüren. Unternehmen schätzen in Umfragen ihre zukünftigen Aussichten schlechter ein. Damit sind möglicherweise die Gewinnschätzungen der Analysten als zu hoch anzusehen.

Die Folge sind sinkende Aktienkurse. Auf der anderen Seite sind die steigenden Zinsen und eine Rückführung der Geldschwemme auf Dauer eine Belastung für die Unternehmen. Fremdkapitalbeschaffung wird teurer und teilweise schwieriger. Dazu kommt die nachlassende Kauflust der Verbraucher. Kurzfristige Hilfsmaßnahmen der Regierung laufen aus und verteuern den Lebensunterhalt wieder. Die Notenbanken lassen aktuell keinen Zweifel daran, die hohe Inflation mit weiter steigenden Zinsen zu bekämpfen. Von daher überraschen die schwächeren Aktienkurse aktuell nicht. Noch sind die Auswirkungen überschaubar. Es wird jetzt sehr darauf ankommen, die hohe Inflation zu bekämpfen ohne die Wirtschaft abzuwürgen. Diesen Spagat müssen die Notenbanken schaffen. Um danach auch wieder Spielraum für Zinssenkungen zu haben und die Wirtschaft damit wieder anzukurbeln.

Gerald Mauer, Wertpapier-Experte

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