Elektroauto Ja oder Nein? Praxis-Erfahrungen
Elektroauto Ja oder Nein? Mit dieser Frage beschäftigte ich mich seit langem. Seit über einem Monat bin ich jetzt stolzer Eigentümer eines vollelektrischen Fahrzeugs. Hier ein paar Praxis-Erfahrungen für Interessierte, teils als Tagebuchauszug:
Meine Ausgangssituation
Im Durchschnitt bin ich täglich so um die 50 Kilometer unterwegs, am Wochenende werden´s auch mal über 100. Strecken über 200 km sind eher die Ausnahme. Für den Urlaub steht ein knapp 25 Jahre alter Camper zur Verfügung. Kurze Strecken werden zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt.
Beruflich hatte ich bereits mit e-Mobilen zu tun. Für mich kam daher nur ein reines Elektroauto in Frage, an einem Hybriden hatte ich kein Interesse (mehr). Die Marke ist mir relativ egal. In erster Linie geht es mir um das möglichst sinnvolle, flexible und sichere Mobilitätsmittel für meine Zwecke.
Ladezeit, die Erste
Ein sonniger Nachmittag mit frühlingshaften Temperaturen. Das Wetter genossen und schon mal die Grillsaison eröffnet – da kam er, der schon vor Weihnachten 2020 erhoffte Anruf: Das Elektroauto ist da und kann in München abgeholt werden.
Noch bevor ich klären konnte, wie ich jetzt nach München komme, der nächste Anruf: Obwohl das Fahrzeug schon seit dem frühen Morgen geladen wurde, könnte die Reichweite für die Heimfahrt zu knapp werden – Das geht ja gut los mit dem Elektroauto – Also umdisponieren und am nächsten Vormittag nach München fahren…
Fördermittel
Dann war´s endlich soweit: Das Fahrzeug war auslieferungsfähig! Zwischendrin half die Verkäuferin noch bei den Formalien zum Förderantrag für Elektroautos – da gibt´s vom Kaufpreis für mich vom Staat immerhin wieder 6.000,– Euro zurück! Bin gespannt, wann…
Erster Fahreindruck
Kurze Einweisung und los ging´s „um ein paar Ecken herum“ nach Hause. Erst für eine dringende Erledigung von München aus direkt nach Wielenbach, anschließend gleich weiter nach Oberammergau.
In Oberammergau angekommen, waren mittlerweile weit über 100 Tageskilometer zurückgelegt. Der erste Eindruck: Klasse! Oder, wie meine Tochter es ausdrückt: Wie Autoscooter fahren :-). Hat richtig Spaß gemacht und der Akku ist immer noch locker zur Hälfte gefüllt!
Laden Auswärts
In Oberammergau konnte ich auch gleich an einer Ladesäule testen, wie das auswärtige Laden funktioniert. Das Navi mit der Ladesäulen-Suchfunktion erspart die lästige Suche nach dem richtigen Ort und durch die Kooperation des Autoherstellers mit dem Energieversorger liegt auch die passende Ladekarte bereits im Fahrzeug. Etwas aufwendiger war allerdings die Anmeldung per Lade-App, damit auch die anfallenden Ladekosten beglichen werden können.
Nach etwas über zwei Stunden Aufenthalt in Oberammergau sind knapp 7,5 hWh zum Preis von rund 2 Euro geladen und der Akku wieder fast voll. An einem anderen Tag hatte ich knapp 70 Km zurückgelegt und dann an einer Ladesäule geladen (7,3 kWh in etwas über 2 Stunden für knapp über 2 Euro). Scheint recht stabil zu funktionieren – So kann Elektroauto fahren weitergehen!
Digitale „Hilfen“
Sonntag und Zeit für diverse Einstellungen und das Austesten der Hersteller-App für seine e-Fahrzeuge. Nach mehreren Versuchen in etwa einer 3/4 Stunde klappt die Verbindung zwischen Auto und App. Für einen digitalisierungsaffinen Menschen wie mich ein schönes Spielzeug mit durchaus sinnvollen Nutzungsmöglichkeiten – an die einzelnen Datenschutz-Zustimmungen denken wir da momentan aber lieber nicht und hoffen auf die deutsche Gründlichkeit…
Die App meldet laufend auf´s Handy, dass die Fahrzeugtüren nicht verriegelt sind… Das nervt – ab sofort wird das Auto immer abgesperrt. Hat geholfen.
Geschäftstermine in Altenstadt und Schongau. Insgesamt 50 Kilometer gefahren – vollkommen problemlos und immer noch über 200 km als Restreichweite angezeigt. Allerdings hat das Navi beim Test den Zielpunkt (Sparkasse) nur über Umwegen gefunden, aber das hat ja nichts mit der Elektromobilität zu tun. Womöglich war auch der Fahrer nicht ganz unschuldig 😉
Der Versuch, per App eine automatische Nachtladung über die Steckdose in der Garage herbeizuführen, ging allerdings schief.
Beim zweiten Mal hat auch die per App vorab eingestellte Nachtladung geklappt. Man(n) muss halt a bisserl ausprobieren, aber jetzt ist der Akku erstmals wieder zu 100% voll… Danach etwa 65 Kilometer gefahren und zwischendrin testweise wieder an einer Ladesäule geladen. Funktioniert noch einfacher als beim ersten Mal, der Mensch lernt ja schließlich auch hier dazu…
Rekuperation (Energie- bzw. Reichweitenrūckgewinnung während der Fahrt)
Als Test insgesamt über 100 km Strecke zurückgelegt und dabei einige Anstiege und Abfahrten, bei denen kräftig rekuperiert wurde. Etwa 80% des Ausgangsvolumens waren noch im Akku.
Laden daheim
Daheim über Sonne, PV-Anlage und Haussteckdose bei traumhaftem Sonnenschein auf rund 80% geladen. Klappt alles einwandfrei! Bei Sonnenuntergang per App den Ladevorgang gestoppt – Ist recht bequem, wenn man nicht mehr in die Kälte raus muss… Die Restaufladung wird in der Nacht erledigt – dazu einfach per App die Ladeplanung ans Fahrzeug gesandt.
Reichweite
Laden in der Nacht hat funktioniert – Der Akku ist am Morgen zu hundert Prozent geladen. Allerdings zeigt die Ladeanzeige nur 219 km Reichweite statt der erwarteten 297. Bin gespannt, was das wieder bedeutet… Nach der Fahrt ins Büro, die laut Tachostand 12,4 km ausmacht, sind’s noch 199 km Reichweite laut Anzeige. Abends dann die (positive) Überraschung nach etwa 10 Stunden Standzeit ohne Laden: Jetzt sind’s plötzlich 229 km! Bei der Heimfahrt geht der Stand zurück auf 209 und ungefähr eine Stunde später beim Check an der App sind’s ohne zwischenzeitlichem Laden auf einmal 225 – Verrückte e-Welt!
Elektroauto im Winter
Als Test erstmal insgesamt 25 Kilometer zur Arbeit gefahren und einen ganzen Vormittag bei Schnee und Eis ohne Laden geparkt. Kaum Reichweitenverlust bemerkt. Auch nach vielen weiteren und wesentlich längeren Tests bisher keine großartigen Verluste.
Beschleunigung/Sicherheit
Kennt Ihr das? Man kommt vom Ort an eine Umgehungsstraße und sollte dort möglichst zügig in den fließenden Berufsverkehr einfädeln – das gelingt leider nicht immer schnell genug und so wird man nicht nur zum Ärgernis sondern auch zur Gefahr für sich und andere… Mit dem Elektroauto kein Problem mehr: Die Beschleunigung ist genial!
Mein Fazit
Mittlerweile bin ich in vier Wochen weit über 1000 km gefahren und begeistert! Für meine Zwecke (neben der oben genannten Ausgangssituation bin ich sehr gerne in den Bergen, beim SUP und beim Laufen) ist das e-Auto genau richtig! E-Auto ja oder nein? Für mich ist die Antwort sonnenklar: Logisch 👍
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