Die aktuelle Situation bei Sparkassen-Filialen und in der Kundenberatung
Interview mit Michael Lautenbacher, Vorstandsmitglied der Sparkasse Oberland
Danke, dass Sie uns für ein kurzes Interview zur Verfügung stehen. Wie sieht die aktuelle Situation in Bezug auf die Geschäftsstellen der Sparkasse Oberland aus?
Michael Lautenbacher: Zum Schutz unserer Kunden und Mitarbeiter haben wir in insgesamt zehn Filialen den mitarbeiterbedienten Service bis auf Weiteres eingestellt. Dabei haben wir uns die einzelnen Filialen ganz genau angeschaut. Als Sparkasse entspricht es unserem Selbstverständnis, dass wir unseren Service so lange wie möglich für unsere Kunden aufrechterhalten und gleichzeitig dem Schutz unserer Kunden und Mitarbeiter die oberste Priorität zuweisen. Ein Kriterium für eine Schließung ist daher zum Beispiel, dass die baulichen Gegebenheiten den vorgesehenen Mindestabstand in den zehn geschlossenen Geschäftsstellen nicht zulassen.
In unseren 20 geöffneten Filialen haben wir entsprechende Schutzmaßnahmen ergriffen. Beispielsweise haben wir für den Mindestabstand Markierungen auf dem Boden angebracht, Desinfektionsmittel bereitgestellt oder für die Mitarbeiter die Möglichkeit geschaffen vorübergehend hinter einer Scheibe zu arbeiten. Wir begleiten unsere Kunden auch in der Krise als zuverlässiger Partner und haben daher unsere Beratung und den Service an die aktuellen Gegebenheiten angepasst.
Welche Auswirkungen der Krise spüren Sie bei Ihren Kunden?
Michael Lautenbacher: Natürlich spiegelt sich die aktuelle Situation auch in unserer Kundenfrequenz wider. Vor allem seit Inkrafttreten der Ausgangssperre sind unsere Geschäftsstellen deutlich weniger frequentiert.
Ganz besonders können wir auf der anderen Seite ein verstärktes Telefonaufkommen feststellen. Unsere Kunden nutzen verstärkt die Beratung per Telefon und tätigen Service-Geschäfte telefonisch. Auf diese Verschiebungen haben wir kurzfristig reagiert und unser KundenService-Center mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den vorübergehend geschlossenen Filialen aufgestockt.
In der Krise bitten viele Supermärkte und Drogerien ihre Kunden aus hygienischen Vorsichtsmaßnahmen darum, kontaktlos zu bezahlen. Hier sind wir natürlich sehr erleichtert, dass im letzten Jahr zusätzlich zu den Kontokarten das kontaktlose Bezahlen, beispielsweise mit dem Android oder Apple Smartphone, in der Fläche ermöglicht wurde. Das zahlt sich jetzt in der Krise besonders aus.
Was raten Sie Ihren Wertpapier-Kunden in dieser dynamischen Zeit?
Michael Lautenbacher: Die Auswirkungen des Coronavirus sind vielfältiger als anfangs angenommen. Grund ist vor allem die schnelle Ausbreitung der Krankheit. Trotz aller Besonderheiten der aktuellen Entwicklungen wird die Corona-Krise den gleichen Verlauf nehmen wie alle Krisen der vergangenen Jahrzehnte: Auf Panik folgt früher oder später erste Hoffnung, dann Erleichterung und schließlich eine durchgreifende Erholung.
Als privater Aktiensparer sollte man in dieser Zeit Ruhe bewahren und gelassen bleiben. Denn erst, wenn man in einer Schwächephase verkauft, werden die Verluste Realität und man vergibt die Chance, an der nachfolgenden Erholung der Märkte zu partizipieren.
Für risikofreudige Anleger ist die gegenwärtige Phase erfahrungsgemäß ein guter Zeitpunkt für den zeitlich gestaffelten Aufbau von Aktienpositionen.
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Ansteckungen und die wirtschaftlichen Belastungen soweit nachlassen, dass dann eine Erholung an den Finanzmärkten und beim Wachstum einsetzen wird. Breit gestreute Anlageportfolien sind auf die langfristige Geldanlage ausgerichtet. Und deren Basis bleibt weiterhin bestehen: Am langfristigen trendmäßigen Aufwärtspfad der Weltwirtschaft kann eine solche Krise nicht rütteln.
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